Offener Brief an den Bürgermeister zum Erhalt von Erinnerungsorten

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
in den vergangenen 15 Jahren ist der Schulbetrieb in einer Reihe von Schulen ausgelaufen, in
anderen wird der Betrieb in diesem Jahr eingestellt. Unter letztere fallen die Erich-Klausener-
Realschule, die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinschaftshauptschule und die Geschwister-Scholl-
Bekenntnishauptschule, deren Namen an Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer
erinnern. Mit dem Schließen des jeweiligen Schulbetriebes drohen auch diese Erinnerungsorte
verloren zu gehen, wenn nicht ein Weg gefunden wird, in angemessener Form z.B. Orte oder
Institutionen entsprechend zu benennen. Denkbar wären m. E. auch Straßenbenennungen oder
Gedenk- bzw. Hinweistafeln an dafür geeigneten Stellen.
Es gibt zudem in mehreren Fällen auch Gedenksäulen und Objekte, deren dauerhafter Verbleib
geklärt werden muss, z.B. die „Tisa-Stele“ an der Geschwister-Scholl-Schule, die schon einmal
umgesetzt worden ist. Vielleicht käme auch ein Skulpturenpark oder das Aufstellen von Plastiken
etc. im Bürgerpark als Dauerlösung in Betracht. Jedenfalls ist die Pflege der Gedenkkultur eine
wichtige Aufgabe, die auch im Rahmen der Demokratieförderung von Bedeutung ist. Man denke nur
an die geschichtspolitisch motivierten diesbezüglichen Manipulationen radikaler Kräfte.
Bezüglich des vor sechs Jahren beendeten Schulbetriebes der Gerhart-Hauptmann-Realschule
sollten auch entsprechende Überlegungen angestellt werden, in welcher Form an diesen
bedeutenden Schriftsteller als Namensgeber der ehemaligen städtischen Realschule für Jungen
erinnert werden kann. Gibt es nicht auch einen Bronzekopf dieses Dramatikers, der im
Eingangsbereich des ehemaligen Schulgebäudes stand?
In jedem Falle sollte eine Bürgerbeteiligung stattfinden, z.B. über die Stadtteilkonferenzen oder in
anderweitig organisierten Formaten.